Im Gegensatz zur jemenitischen Hauptstadt Sana’a besitzt Muskat, die Hauptstadt des Nachbarstaats Oman, kaum noch alte Bausubstanz. Diese musste dem Fortschritt der vergangenen 45 Jahre weichen, während derer Sultan Qaboos sein Land modernisierte und nach aussen öffnete. Was den Fall des Omans so interessant macht, ist der Umstand, dass der weitsichtige Herrscher einerseits auf die Entwicklung von Infrastruktur, Wirtschaft, Bildung und Sozialstaat sann, gleichzeitig aber auf den Erhalt der traditionellen Werte wie Familie, Glauben und Gastfreundschaft achtete. Und so tragen die Omanis weiterhin mit Stolz und Selbstverständnis ihre traditionellen Kleider, während die moderne Architektur Muskats in ihrer Formensprache viele Anlehnungen an das große kulturelle Erbe zeigt.
Ich mag dieses Bild, welches eher unterschwellig von dieser vielschichtigen Befindlichkeit der omanischen Gesellschaft erzählt. Die vielen Kunstlichtquellen, die ihre Strahlen aus verschiedenen Richtungen durch die Arabesken werfen, erzeugen ein raffiniertes Schattenmuster am Boden, wegen der unterschiedlichen Farbtemperaturen entsteht dabei eine eigenartig künstliche, fast surreale Wirkung. Ein Spaziergänger in der traditionellen Dishdasha steht inmitten dieser artifiziellen Komplexheit. Hält er angesichts der Moderne verwirrt inne? Oder besinnt er sich gerade seiner Vergangenheit und schreitet dann zuversichtlich weiter?