Der komplett aktualisierte Südarabien-Vortrag des Orientexperten!
Auf einem uralten Geflecht von Handelsstraßen reist Hartmut Fiebig durch Südarabien, vom ultramodernen Golf-Emirat Dubai über das Muster-Sultanat Oman bis in den traditionell geprägten Jemen. Die abenteuerliche Unternehmung folgt den Spuren des Weihrauchs und der viertausendjährigen Handelsgeschichte durch eine märchenhafte Region mit gewaltigen Wüsten und Gebirgen, archäologischen Schätzen, Prophetengräbern und Soqotra, dem Galapagos Arabiens. Eine Reise mitten in die Seele Arabiens – und zur Wiege morgenländischer Kultur!
Also bricht Hartmut Fiebig von Dubai, der Glitzermetropole am Persisch-Arabischen Golf, zur Erkundung von Oman und Jemen auf. Die beiden Staaten im Süden der arabischen Halbinsel sind nur zwei der insgesamt 22 arabischen Länder, die für die Entstehung der arabischen Kultur allerdings eine bedeutende Rolle spielten. Obwohl durch viele geschichtliche und kulturelle Bande miteinander verbunden – könnten die beiden Brüder doch kaum unterschiedlicher sein. Während das Sultanat von Oman zu den reichsten und sichersten Ländern des Planeten zählt und ein perfektes „Einsteigerland“ für Orientreisen abgibt, findet sich der Jemen im Club der Ärmsten und sorgt immer wieder für beunruhigende Schlagzeilen. Was ist dran an dieser Berichterstattung?
Neben aktuellen politischen Einblicken liefert die Live-Reportage auch ein Bild von Südarabiens natürlichem und kulturellem Erbe. Beide, die eigenartige Natur und die einmalige Kultur, sind Geschenke des Südwest-Monsuns. Mit Hilfe der konstanten Winde pendelten für 2000 Jahre Lastensegler zwischen Asien, Arabien und Afrika und verschafften dem Landstrich eine Brückenfunktion zwischen Kulturen und Kontinenten die noch heute an vielen ostafrikanischen und südostasiatischen Einflüssen und in den Gesichtern in den Küstenstädten sichtbar wird. Gleichzeitig hat sich in den abgelegenen Wüsten und Bergen viel von der antiken südarabischen Kultur aus den Zeiten der Königin von Saba, sowie – besonders im Jemen – eine archaische Stammeskultur erhalten.
Auch die Niederschläge und Nebel, die mit großer Verlässlichkeit die Küsten und Berge Südarabiens befeuchten, sind eine Gabe des Monsuns. Während der Sommermonate steht das satte Grün des Küstenstreifens im krassen Gegensatz zur unwirtlichen Wüste der Rubb Al-Khali, die sich landeinwärts erstreckt. Dass die erlesene Substanz des Weihrauches ausgerechnet der schmalen Übergangsregion zwischen Meer und Öde entstammt, scheint so rätselhaft wie das gesamte Weihrauchland.
Hartmut Fiebig zeigt mit kraftvollen Bildern auf Großleinwand eine unvermutete landschaftliche und kulturelle Vielfalt, wie die gewaltige Rubb Al-Khali Wüste mit ihren turmhohen Sanddünen, die Fjorde und Gebirge der Halbinsel Mussandam, die gepflegte omanische Hauptstadt Muskat und die mittelalterlichen Souks von Sana’a, aber auch einmalige Naturparadiese, wie die Insel Soqotra, das Galapagos Arabiens, sowie märchenhafte Dörfer und Städte, archäologische Schätze und alttestamentarische Prophetengräber, die die spektakuläre Kulisse dieser Reise abgeben. Er liefert aktuelle politische Einblicke und lässt die Besucher vom ersten Reisemeter an mitfiebern. Mal absurde, mal nachdenkliche Geschichten von unterwegs gewähren seinen Besuchern einen tiefen, humorvollen und bisweilen intimen Einblick in die arabische Seele. Und so schafft es Hartmut Fiebig tatsächlich, ein neues Bild (Süd-)Arabiens zu zeichnen, dass sich vom Nachrichten-Mainstream wohltuend abhebt.
Im Gegensatz zur jemenitischen Hauptstadt Sana’a besitzt Muskat, die Hauptstadt des Nachbarstaats Oman, kaum noch alte Bausubstanz. Diese musste dem Fortschritt der vergangenen 45 Jahre weichen, während derer Sultan Qaboos sein Land modernisierte und nach aussen öffnete. Was den Fall des Omans so interessant macht, ist der Umstand, dass der weitsichtige Herrscher einerseits auf die Entwicklung von Infrastruktur, Wirtschaft, Bildung und Sozialstaat sann, gleichzeitig aber auf den Erhalt der traditionellen Werte wie Familie, Glauben und Gastfreundschaft achtete. Und so tragen die Omanis weiterhin mit Stolz und Selbstverständnis ihre traditionellen Kleider, während die moderne Architektur Muskats in ihrer Formensprache viele Anlehnungen an das große kulturelle Erbe zeigt.
Ich mag dieses Bild, welches eher unterschwellig von dieser vielschichtigen Befindlichkeit der omanischen Gesellschaft erzählt. Die vielen Kunstlichtquellen, die ihre Strahlen aus verschiedenen Richtungen durch die Arabesken werfen, erzeugen ein raffiniertes Schattenmuster am Boden, wegen der unterschiedlichen Farbtemperaturen entsteht dabei eine eigenartig künstliche, fast surreale Wirkung. Ein Spaziergänger in der traditionellen Dishdasha steht inmitten dieser artifiziellen Komplexheit. Hält er angesichts der Moderne verwirrt inne? Oder besinnt er sich gerade seiner Vergangenheit und schreitet dann zuversichtlich weiter?
Sana’a al-Qadima, die Altstadt von Sana’a mit ihrem einmaligen Ensemble von 7- und 8-stöckigen Ziegelhäusern, ist vielleicht die schönste Stadt, in der ich je geweilt habe. Jedenfalls werde ich nie den Morgen vergessen, an dem mich die Muezzine eine Stunde vor Sonnenaufgang mit dem Ruf zum Al-Fajir, dem Gebet der Morgenröte, weckten.
In der Nacht zuvor war ich in Sana’a gelandet, um im Südjemen die Forschungen für meine Diplomarbeit aufzunehmen. Die deutsche Bekannte eines Studienfreundes hatte mich in der Mafraj, dem mit Sitzpolstern ausgelegten Gastraum auf dem Dach eines traditionellen jemenitischen Hauses, einquartiert. Von dort blickte ich mit verschlafenen Augen ungläubig über das grandiose Panorama der Wohntürme und Minarette, die im ersten Tageslicht zu erglühen schienen. Ist es ein Wunder, dass dieser zauberhafte Morgen, der mir bis heute Gänsehaut-Gefühle bereitet, meine Leidenschaft für die südarabischen Länder Oman und Jemen entfacht hat?